[Talk-at] Diskussionskultur auf talk-at

Wolfgang Schreiter regbox at posteo.de
Sun Jan 3 12:23:05 UTC 2021


Lieber Florian, Du greifst da ein wichtiges, aber auch sehr sensibles Thema auf. Kommentare im Detail siehe unten.

> Von: Florian Kratochwil <florian at kratochwil.at>
> Gesendet: Sonntag, 3. Jänner 2021 09:44

> Einige von euch haben wahrscheinlich mitbekommen, dass im Dezember auf
> der OSM-Foundation-Mailingliste das diversitätsfeindliche Diskussionsklima
> in der OSM-Welt heftig angeprangert und debattiert wurde.

Ich habe die Diskussion nicht verfolgt, hier sollten wir aber nur diskutieren, was talk-at angeht.

> Ich finde, die derzeitige talk-at Liste ist ein perfektes Beispiel dafür. Hier
> schreiben nur Männer, alle mit "deutschen" Namen. 

Es haben auf dieser Liste auch schon Frauen gepostet, und soweit ich mich erinnern kann, wurde ihnen respektvoll und hilfreich geantwortet (mitlesende Frauen sind herzlich eingeladen, aus ihrer Sicht zu antworten). 

Ich sehe einen Unterschied zwischen "diversitätsfeindlich" (Ablehnung von Diversität) und "geringer Diversität" (aus welchen Gründen auch immer). Ersteres ist mir nicht aufgefallen, Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Religion, Sprache, Herkunft, sexueller Orientierung etc. hätte mit Sicherheit heftige Reaktionen und Moderation zur Folge gehabt. Letzteres ja.

Niemand muss sich entschuldigen oder ist diversitätsfeindlich, weil er ein Mann ist oder einen "deutschen" Namen hat (talk-at richtet sich schließlich an den deutschen Sprachraum). 

> Es wird einander beschuldigt und gestritten. Spannende fachliche Diskussionen in
> wertschätzender Atmosphäre und mit konsensualen Ergebnissen sind selten
> und gehen im allgemeinen Wirbel unter.

Diskussionskultur ist wichtig, und wir sollten alle darauf achten. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass es selbst mit Ausbildung dazu viel Konzentration und Achtsamkeit braucht, um den richtigen Ton zu treffen. Speziell, wenn man eben schnell eine Mail zu einem abstrakten, oft schwammigen und kontroversen Thema an Personen schreibt, deren Hintergrund und Sichtweisen man nicht kennt (und umgekehrt). Gute (Online-)Kommunikation ist anspruchsvoll.

Fairerweise muss man erwähnen, dass das auch auf andere Online-Foren zutrifft und die Konsensfindung aufgrund der Natur von OSM schon unter besten Voraussetzungen nicht einfach ist. Unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen wird es immer geben, auch Emotionen und Konflikte dazu, und nicht immer ein Happy End. Wie im richtigen Leben.

> So darf es nicht weitergehen!
> 
> Aus meiner Sicht ist Johann Haag der Kristallisationspunkt, von dem sich
> einige haben mitreißen lassen. Aber auch ohne ihn müssen wir erst
> beweisen, dass wir ein Diskussionsklima schaffen, in dem sich neue,
> interessierte Menschen wohl fühlen und sich trauen, aktiv mitzudiskutieren.

In letzter Zeit haben die Diskussionen mit Johann sicherlich sachliche Themen überlagert, und ich stimme Dir zu, dass das wieder aufhören sollte. Ich würde eine striktere Moderation begrüßen, allerdings nur hinsichtlich des Umgangstons und bei offensichtlicher Trollerei/völliger Uneinsichtigkeit. Forenregeln (gibt's die?) könnten helfen.

> Wie umgehen mit Johann Haag?
> https://cdn.netzpolitik.org/wp-upload/Infografik_Haerte_gegen_Trolle-
> 683x1024.png
> Wir sind auf Stufe 3: Er ist ein Troll! Weg mit ihm!

Gerade die Diskussion mit Johann zeigt, dass es mit der Diversität gar nicht so schlecht bestellt ist. Es wäre einfach gewesen, einen Unbequemen auszusperren. Stattdessen haben sich viele immer wieder bemüht, sachlich zu argumentieren. Vielleicht über das vertretbare Maß hinaus. OSM ist angreifbar, weil es einfach ist, gegen die Community zu arbeiten, aber schwierig, jemanden zu stoppen. Schon deshalb, weil vieles interpretationsbedürftig ist und alle neuen Features klein angefangen haben.

> Es ist mir ein Herzensanliegen, dass wir es in diesem Jahr schaffen, ein paar
> neue Mitglieder, insbesondere auch Frauen, als Beitragende zur Mailingliste
> gewinnen zu können. Ich bitte euch, dass wir uns alle darum bemühen.

Die Mitarbeit an OSM und die Teilnahme an dieser Liste sind freiwillig. Wir können Diversität zulassen, aber müssen uns auch darüber klar sein, dass nicht jedes Thema für jede Bevölkerungsgruppe gleich attraktiv ist. IT-Affinität, Akribie, Idealismus, systematisches Vorgehen, Interesse an Geografie, Kultur, Land und Leuten, gute Sprachkenntnisse, Beobachtungsgabe und Freizeit, das sind nur einige Dinge, die einem bei OSM helfen. Alle, die sich dazu hingezogen fühlen, sind herzlich eingeladen.

LG
Wolfgang








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