[Talk-at] OSM Nominatim Adress Suche in Wien

Friedrich Volkmann bsd at volki.at
Tue Feb 13 06:34:26 UTC 2018


On 13.02.2018 01:57, Kevin Kofler wrote:
> Johann Haag wrote:
>> Kann jemand das Wiener Hausnummern System erklären, bei welchem ein Haus
>> zugleich mehrere Anschriften und Hausnummern hat. Und es im Gebäude
>> zusätzlich mehrere Sub- Hausnummern gibt.
> 
> Das ist an sich recht einfach: Wenn ein Haus an einer Kreuzung liegt, also
> in einer Ecke des Häuserblocks, dann gehört es gewissermaße zu beiden
> Straßen. Deshalb haben diese Häuser in Wien meistens 2 Adressen, für jede
> der beiden Straßen eine. Auf diese Weise kann ein Haus im Extremfall bis zu
> 4 Adressen mit verschiedenen Straßennamen haben (bzw. bei komplexerer
> Gebäudeform theoretisch auch noch mehr).

Mein Häuserblock hat 5 Adressen: eine pro angrenzender Straße, und eine 
weitere weil sich die Wohnhausanlage noch einen Häuserblock weiter zu einer 
anderen Straße erstreckt.

> Ein anderer Fall sind mehrere Adressen an derselben Straße, wenn ein Haus so
> groß ist, daß jeder Eingang eine eigene Hausnummer bekommen hat. Das gilt
> natürlich vor allem für große repräsentative Gebäude (Rathaus, Parlament,
> Roßauer Kaserne usw.), die dann in der Regel auch zusätzlich Adressen mit
> bis zu 4 Straßennamen haben. Die Hausnummer wird in so einem Fall manchmal
> auch als von-bis (z.B. 1-11) angegeben

Genauer gesagt hat bei einem so großen Gebäude nicht jeder Eingang eine 
andere Hausnummer, sondern dieses von-bis zeigt an, dass mehrere Grundstücke 
zusammengelegt wurden und die neue Hausnummer nun eben z.B. "1-12" heißt. 
Also addr:housenumber="1-12".
Das Gegenstück dazu sind die Grundstücke, die aufgeteilt wurden. Dann müssen 
neue Hausnummern eingefügt werden, und dazu werden Kleinbuchstaben (seltener 
auch als Großbuchstaben geschrieben) angehängt: z.B. 1, 3, 3a, 5, ...

> In OSM können wir diesen Sonderfall (Haus mit mehreren Adressen, sowohl die
> erste als auch die zweite Variante) sinnvoll nur durch Punkt-POIs taggen,

Das ist die alte Methode. Besser ist es, Identadressen mit addr:street + 
addr:housenumber + addr2:street + addr2:housenumber usw. aufs ganze Gebäude 
zu setzen. Siehe:

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Proposed_features/AddrN
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Proposed_Features/addrN

> die wir auf oder direkt hinter den jeweiligen Eingang setzen (oder wenn es
> keinen (mehr) geben sollte, dort, wo sich ein Eingang mit dieser Hausnummer
> sinnvollerweise befände, aber in der Regel gibt es diese Eingänge eh).

Das ist eine der falschen Annahmen. Gebäude können mehrere Eingänge haben, 
oder die Eingänge können im Hof sein. In der Wohnhausanlage, in der ich 
wohne, gibt es 20 Eingänge, und kein einziger ist straßenseitig. Eingänge 
und Hausnummern haben NICHTS miteinander zu tun.

> Es gibt zwar theoretisch auch ein
> Tagging-Schema, um mehrere Adressen auf ein Polygon zu setzen, aber das hat
> sich nicht bewährt:

Doch, das hat sich sehr gut bewährt, denn es ist ca. 10000 mal in Verwendung 
und es gibt keinen einzigen Fall, wo es nicht funktionieren würde. Ganz im 
Gegensatz zu den Adressnodes, die in vielen Fällen überhaupt nicht 
funktionieren, z.B. lassen sich damit keine Identadressen für POIs (z.B. 
Shop-Nodes) taggen, und auch für meine Wohnhausanlage (s.o.) funktioniert es 
nicht. Mich haben schon manche Zusteller nicht gefunden, weil die meine 
Hauptadresse (Postadresse) eine Straße enthält, die nicht an meinem 
Häuserblock liegt. Die einzige Möglichkeit, solche Zusteller zum richtigen 
Häuserblock zu führen, ist es, die Adresse auf beide Häuserblöcke (oder auf 
die Wohnhausanlage als ganzes) zu setzen.

Das addrN-Schema empfiehlt sich nicht nur in Wien, sondern auch am Land, wo 
Konskriptionsnummern durch Straße+Hausnr ersetzt werden. Dort hat es Sinn, 
die alten Adressen noch als Alternativadressen zu führen. So habe ich das 
z.B. in der Gemeinde Semmering umgesetzt. Heute würde ich allerdings die 
alten Konskriptionsnummern in addr2:conscriptionnumber (statt 
addr2:housenumber) setzen, und addr2:hamlet vs. addr2:place ist Geschmackssache.

> Software kann damit nicht umgehen,

Wer sich daran stört, bitte zur jeweiligen Software einen Bugreport 
erstellen. addrN-Adressen zu berücksichtigen, ist ein Programmieraufwand von 
ein paar Minuten.

> und es fehlt dann auch die Information, wo welche Adresse genau hingehört.

Die Adresse gehört aufs ganze Gebäude bzw. auf die ganze Wohnhausanlage.

> Es gibt in Wien übrigens auch das andere Extrem: Viele Gemeindebauten (und
> möglicherweise auch andere Wohnparks) haben nur eine Adresse, obwohl sie
> sich über mehrere Gebäude und an mehrere Straßen heran spannen. (Da gilt
> also das oben beschriebene Prinzip nicht.) Sämtliche Eingänge haben dort nur
> Stiegennummern zur Unterscheidung. Es ist dann ohne Plan nicht ersichtlich,
> ob sich 2 Stiegen in demselben oder verschiedenen Gebäuden des
> Gebäudekomplexes befinden. Dieses Phänomen kann man vor allem in der
> Donaustadt beobachten (z.B. Am Heidjöchl 14 bei Hausfeldstraße U2: Der
> Komplex hat laut OSM 70 Stiegen in 7 Zusammenhangskomponenten an 4 Straßen
> und trotzdem nur eine einzige Adresse bzw. Hausnummer!).

Nicht nur eine einzige, sondern es gibt die Identadressen:
Hausfeldstraße 26
Haisbederstraße 2
Guido-Lammer-Gasse 89

Es sollte daher auf jedes Gebäude addr:street="Am Heidjöchl" + 
addr:housenumber=14 und zusätzlich zumindest für die jeweils angrenzende 
Straße eine addr2-Adresse gesetzt werden. Noch einfacher ist es, alle 
Gebäude in ein Multipolygon (oder eine site-Relation o.ä.) zu werfen und 
alle Adressen auf die Relation zu setzen. Oder es geht ähnlich auch ohne 
Relation, und zwar indem man alle Adressen aufs ganze Areal setzt (am besten 
mit landuse=residential taggen, damit es einen Objekttyp hat).

Die Adressen sind im Moment sowieso falsch getaggt, nämlich mit den 
Stiegennummern in addr:housenumber. Die Stiegennummern gehören in addr:unit.

>> Sowie OSM Nominatim, solche Adressen auflöst.
> 
> Es findet einfach den Punkt, an dem die Adresse als Punkt-POI getaggt ist
> (während es bei Adressen auf dem Building-Polygon oder -Multipolygon dessen
> Mittelpunkt findet).

Stimmt nicht, such auf www.openstreetmap.org z.B. mal nach meiner Adresse 
"Davidgasse 76-80". Die Ausgabe hätte den Zustellern schon gereicht um mich 
zu finden.

-- 
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria



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