[Talk-at] Hof- und Klarnamen in Reisach

Friedrich Volkmann bsd at volki.at
Sun Nov 13 20:19:22 UTC 2016


On 13.11.2016 13:59, nebulon42 wrote:

> Die Haus- und Hofnamen wurden mit name="Vulgo xyz" erfasst (Beispiel:
> https://www.openstreetmap.org/way/403817706). Ich bin der Meinung, dass
> dies mittels addr:housename und ohne Vulgo erfasst werden sollte. Über
> die Korrektheit von addr:housename gibt es auch abweichende Meinungen,
> aber soweit ich das gesehen habe, ist das zumindest in Österreich
> gelebte Praxis, das so zu machen. Ich mache das auch selbst so, da ich
> mit den Alternativen nicht zufrieden bin.
>
> Als Argument des Benutzers für Vulgo wurde ein Beispiel mit Vulgo
> XY-Bauer und Haus Renate angeführt. Ich würde das als
> addr:housename="XY-Bauer" name="Haus Renate" evtl. tourism="guest_house"
> etc. taggen.

Die Verhältnisse in Reisach sind für mich ungewohnt. In Nordostösterreich 
kenne ich Vulgo-Hausnamen fast nur von Gehöften. Gehöfte sind Siedlungen. 
Darum sind Gehöftnamen (damit meine ich natürlich die Vulgo-Namen) 
Siedlungsnamen, und als solche gehören sie als name=* auf den place-Node 
gesetzt (üblicherweise place=isolated_dwelling, manchmal place=farm oder 
hamlet).

Gehöftnamen sind normalweise kein Adressbestandteil. Gehöfte werden 
adressiert mit PLZ + Gemeinde + Ort/Rotte + Konskriptionsnummer, oder PLZ + 
Ort + Straße + Hausnummer; also wie jedes innerörtliche Haus auch. Darum 
erübrigt sich addr:housename. Wenn Gemeinden von Konskriptionsnummern auf 
Straßennamen+Orientierungsnummern umsteigen, werden manchmal Gehöft- oder 
Bergnamen als Straßennamen missbraucht. Der Unterschied zwischen addr:place 
o.ä. und addr:street verschwimmt dann etwas. Aber addr:housename kommt so 
oder so nicht in Betracht.

Nun zurück zu Reisach. Wenn da wirklich jedes Haus einen Vulgo-Hausnamen 
hat, wie äußert sich das? Ist er irgendwo angeschrieben: am Haus, auf 
Wegweisern, auf Übersichtsplänen? Oder existieren die Namen nur in einer 
alten Katastermappe im Keller vom Gemeindeamt?

Ich stimme mit dir überein, dass name="Haus Renate" ok ist und der Text 
"Vulgo" nicht im Namenstag enthalten sein sollte.

> Etwas problematischer ist die Verwendung von old_name (Beispiel:
> https://www.openstreetmap.org/way/403609517). Hier wurde die Historie
> der Vulgar und Familiennamen eingetragen.

Auch die Weise, wie das passiert ist, quasi mit Kapitelüberschriften im 
Tag-Value, hat in old_name nichts verloren. Solche Prosa wär in 
description=* ok, aber aus old_name sollen Anwendungen den oder die Namen 
herausparsen können.

> Ich bin der Meinung, dass
> diese Daten zwar sehr wertvoll sind, aber eigentlich nicht in
> OpenStreetMap gehören, sondern eher in eine externe Datenbank, die dann
> mit dem Haus-Objekt in OSM kombiniert wird. Das ist natürlich
> komplizierter. old_name ist eigentlich nicht für komplexe Zusammenhänge
> konzipiert. Hier tauchen dann das erste Mal Klarnamen auf, die aber
> immerhin nicht mehr aktuell zu sein scheinen.
>
> Das Problematischste ist für mich die Verwendung von operator mit
> Klarnamen bei Privathäusern (Beispiel:
> https://www.openstreetmap.org/way/404378085). Das hat in OSM meiner
> Meinung nach nichts verloren. Der Benutzer hat argumentiert keine Daten
> verwendet zu haben, die nicht sowieso anderweitig öffentlich zugänglich
> waren und die Familiennamen in der Kommunikation mit Einheimischen zu
> benötigen. Ich glaube das alles gerne, allerdings macht die Verknüpfung
> mit dem Haus das Ganze in einer öffentlichen Datenbank sehr brisant.
>
> Die Meinung der DWG scheint ähnlich zu sein, wie
> https://www.openstreetmap.org/user_blocks/1041 zeigt. Woodpeck: "it
> appears that you might be adding the names of people or families to
> houses - if this is true, please don't and respect the privacy of
> residents. This map can be seen by everyone on the planet."

Ich sehe weniger die Privatsphäre als Problem, sondern dass Personendaten in 
OSM eine Themenverfehlung sind. OSM ist eine Geodatenbank. Wenn aber, wie es 
bei Gehöften oft vorkommt, auf Wegweisern <Famlienname> vulgo <Hofname> 
steht, kann man den Familiennamen zu den Geodaten zählen, und wer ihn mappen 
will, der soll es ruhig tun. Dann wird auch die DWG nichts dagegen haben 
können, genausowenig wie in anderen Fällen, wo Personennamen als Geodaten 
durchgehen - vom Arzt bis zum Tankstellenbetreiber.

-- 
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria



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