[Talk-at] Mappen von Gehsteigen -> Projekt Rollstuhlrouting

Stefan Tiran stefan.tiran at student.tugraz.at
Tue Feb 25 20:19:46 UTC 2014


Hallo,

Friedrich Volkmann wrote:
> On 25.02.2014 13:46, Michael Maier wrote:
>> Dem Punkt stimme ich zu 100% zu.
>> Die OSM wird immer genauer - wir fangen mit einem Hauptstraßennetz an,
>> und erweitern es um Nebenstraßen, Fußwege etc. Wieso sollten wir bei
>> einer willkürlich gezogenen Grenze aufhören?
> 
> Vielleicht weil irgendwo das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen nicht mehr
> dafürsteht?

Und das beurteilst Du für alle anderen Mapper?

>> Hier kommen wir zu einem Projekt — wo ich beratenden tätig bin — , das
>> ich an dieser Stelle kurz vorstellen möchte:
>> Es geht um die Erstellung eines fortgeschrittenen Routers für
>> mobilitätseingeschränkte Personen, der verschiedene Profile kennt, zB
>> sportliche Rollstuhlfahrer, E-Rollstühle, überbreite Kinderwägen etc.
>>
>> Für solche Spezialanwendungunden ist es _zwingend_ nötig, alle Gehsteige
>> als eigene Wege zu mappen (was wir in der Testregion Gleisdorf auch
>> machen werden).
> 
> D.h. für den schnöden Mammon - es ist ja offenbar ein Projekt, in das
> Geld fließt, wahrscheinlich sogar aus Steuergeldern - wird OSM
> missbraucht. Und wenn das Projekt beendet ist und alle ihren Groschen im
> Sack haben, wird sich keiner mehr drum kümmern.

Diese Argumentation halte ich gleich aus mehreren Gründen falsch.
Erstens ist Geld nichts unanständiges und wenn man zeigt, dass man mit
der OSM auch Geld verdienen kann, ist das nichts schlechtes. Auch sehe
ich überhaupt nicht ein, warum man, nur weil man ein Projekt macht,
zwingend das Projekt forken muss, denn für die OSM ist es ja besser,
wenn neue Daten auch wieder zurückfließen. Nachträglich Daten zu
übernehmen, nachdem die Projekte bereits divergiert sind, ist ja vom
Aufwand her fast nicht mehr zu bewältigen.

Der viel wichtigere Grund für solche Projekte ist übrigens nicht das
Geld, sondern dass sie ein wahnsinnig guter Hebel sind, um die Politik
von der Sinnhaftigkeit von Open Government Data zu überzeugen.

> Die Rollstuhlfahrer selber werden davon keinen Nutzen haben, denn jene,
> die in Gleisdorf wohnen, kennen ihre Gegend sowieso, und den Rest der
> Welt wird keine auf die selbe Weise mappen.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch Leute aufeinmal zum
Rollstuhlfahrer werden oder mit einem Rollstuhlfahrer unterwegs sind,
die vorher nicht darauf geachtet haben, welche Wege geeignet sind. Und:
sobald es Apps gibt, die das Tagging-Schema umsetzen, halte ich die
Wahrscheinlichkeit, dass auch anderswo so gemappt wird, für ausreichend
groß, dass es sich auszahlt, es zu versuchen.

> Bezeichnenderweise diskutieren hier auch keine Rollstuhlfahrer mit,
> sondern nur die wirklichen Nutznießer solcher Projekte, also die
> Honorarempfänger und diejenigen, denen solche Projekte fürs Studium,
> also für die Karriereleiter, dienlich sind.

Das sind sehr unfaire Unterstellungen. Zum einen ist es in einem Projekt
durchaus üblich, dass unterschiedliche Leute unterschiedliche Aufgaben
haben, und dass nicht jeder in Mailinglisten schreibt.
Zum anderen gibt es durchaus auch andere Gründe dafür, Projekte zu
machen als die eigene Karrieregeilheit, sondern zum Beispiel die
Möglichkeit, neue Quellen für die OSM zu erschließen.

>> Denn wir brauchen folgende Wegeigenschaften:
>> * Steigung in Prozent
>> * Oberflächentyp (paved, cobblestone etc.)
>> * Anzahl Stufen, Stufenhöhe
>> * Wegbreiten (für Rollstühle sind 80 oder 90cm Mindestbreite
>> erforderlich)
>> * Bordsteinhöhen bei Kreuzungen
> 
> Siehe oben. Niemand wird das alles flächendeckend mappen, es sein denn,
> die USA leiten ihr Militärbudget um.

Hast du im Jahr 2004 geahnt, welche Datenfülle heute möglich war?

Liebe Grüße,
Stefan





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