[Talk-at] Mappen von Gehsteigen -> Projekt Rollstuhlrouting

Michael Maier Michael.Maier at student.tugraz.at
Tue Feb 25 12:46:10 UTC 2014


Ich sollte früher aufstehen - klinke mich meiner Meinung nach etwas zu
spät in die Diskussion ein ☺.

On 25/02/14 12:40, Martin Raifer wrote:
> 
>>> 2. Man erhält akkuratere Geometrien. 

Dem Punkt stimme ich zu 100% zu.
Die OSM wird immer genauer - wir fangen mit einem Hauptstraßennetz an,
und erweitern es um Nebenstraßen, Fußwege etc. Wieso sollten wir bei
einer willkürlich gezogenen Grenze aufhören?


>>> Sehr viele Kreuzungen lassen
>>> sich mit den jeweiligen Fußgängerkreuzungsmöglichkeiten gar nicht
>>> anders erfassen.

Hier kommen wir zu einem Projekt — wo ich beratenden tätig bin — , das
ich an dieser Stelle kurz vorstellen möchte:
Es geht um die Erstellung eines fortgeschrittenen Routers für
mobilitätseingeschränkte Personen, der verschiedene Profile kennt, zB
sportliche Rollstuhlfahrer, E-Rollstühle, überbreite Kinderwägen etc.

Für solche Spezialanwendungunden ist es _zwingend_ nötig, alle Gehsteige
als eigene Wege zu mappen (was wir in der Testregion Gleisdorf auch
machen werden).

Denn wir brauchen folgende Wegeigenschaften:
* Steigung in Prozent
* Oberflächentyp (paved, cobblestone etc.)
* Anzahl Stufen, Stufenhöhe
* Wegbreiten (für Rollstühle sind 80 oder 90cm Mindestbreite erforderlich)
* Bordsteinhöhen bei Kreuzungen

Man muss sich folgendes Vorstellen: in der Altstadt geht eine Straße den
Berg hinauf und macht eine enge Kurve. Wenn es links und rechts
Gehsteige gibt, haben die ziemlich unterschiedliche Steigungen an der
Kurveninnen- und Außenseite. Der Rollstuhlfahrer muss somit wenn er da
rauf will an der Außenseite fahren und vorher die Straßenseite wechseln.

So etwas ließe sich nur mit einem fürchterlichen Tag-Wirrwarr
(sidewalk:left:incline=1%; …) auf Straßen setzen - was die Sache so
verkomplizieren würde, dass es für die Zielgruppe unwartbar wäre.
Was zusätzlich keiner der üblichen Router derzeit noch unterstützt,
links oder rechts je nach Tags zu routen!

Ein weiteres Argument für eigene Ways: Wir werden die Steigungen der
Fußwege (sobald sie vom Luftbild abgezeichnet wurden) automatisch
mittels Verschneidung mit dem Laserscan erfassen und eintragen. Dafür
ist der genaue (±1m) Verlauf des Gehsteigs zwingend notwendig - denn da
die Straßenbreite ja nicht bekannt ist würde das zu falschen Ergebnissen
führen.
> 
>>> 3. Attribute der Straße treffen oft nicht auf die Gehsteige zu und
>>> umgekehrt (z.b. Oberfläche, Breite, Hindernisse, Stufen, etc.). Man
>>> _könnte_ vieles davon auch über komplexe Attribute abbilden, aberdas
>>> erfordert wieder mehr Einarbeitung -> siehe Punkt 1.

+1

>>
>> Wenn man sich nicht einarbeiten will, kann man diese Attribute für den
>> Gehsteig auch ganz weglassen. Ob er 2m oder 3m breit ist, interessiert
>> sowieso niemanden.

Hier muss ich dem Vorposter virtuell auf die Finger klopfen - mit so
einer Einstellung werden Leute diskriminiert! Man weiß nie für was die
Daten mal gut sein werden - und mit dem Argument killt man die gesamte
Open Government Data-Initiative.

> Wie bereits oben erwähnt geht es ja darum wie lange man sich einarbeiten
> muss. Wenn Gehsteige separat gemappt werden kann das was man bereits für
> die Attributierung von normalen Straßen gelernt hat direkt ohne
> Neu-Lernen auf die Gehsteige anwenden. Im anderen Fall muss man sich
> "doppelt" so lange einarbeiten.
> 
> Man sollte auch bedenken, dass ein Anfänger ja gar nicht wissen kann,
> dass Gehsteige unter Umständen anders zu behandeln sind als andere Gehwege.

Da muss ich mich anschließen - ich bin der Meinung dass man Anfänger
nicht unnötig verschrecken sollte - wenn dann an einer Straße 30 Tags
drankleben, traut sich die keiner mehr angreifen.

>>> 4. Wenn zwischen Straße und Gehsteig sich trennende Elemente (z.B. Bäume
>>> einer Allee, kleine Mauer, Randsteine, etc.) befinden können diese auch
>>> nicht topologisch korrekt platziert werden ohne separatem Gehsteig.
>>
>> Wenn Bäume oder eine Mauer dazwischen stehen, ist das eine bauliche
>> Trennung und dann ist separates Mapping Konvention.
> 
> Ist der Bordstein denn keine bauliche Trennung? Oder anders gefragt:
> Wäre ein Bordstein zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen, würde man
> diese doch auch getrennt mappen, oder?
> Außerdem findet man in Städten sehr häufig Parkplätze zwischen Straße
> und Gehsteig, ist das "bauliche" Trennung genug?

+1 - Bordsteine sind für einen Großteil der Verkehrsteilnehmer eine
Trennung.

>>> Für ein gescheites Rollstuhlfahrer-Routing […]
>>
>> Das Rollstuhlfahrerrouting geistert durch die Diskussionen wie der
>> Fuchsbandwurm und die Spinne in der Yuccapalme, die noch nie ein
>> Mensch real gesehen hat.
> 
> Ich kann dir versichern, dass es aktuell mehrere Projekte gibt, die sich
> intensiv mit Rohlstuhl-Routing in Zusammenhang mit OSM beschäftigen.
> Michi (species) kann dir dazu sicher mehr erzählen. Wie du weißt
> zeichnet sich OSM dadurch aus, dass wir der einzige "Datenlieferant"
> sind, bei dem Fußgänger wie Rollstuhlfahrer nicht gegenüber Autofahrern
> diskriminiert werden.

Danke Martin fürs hinweisen - Erklärung siehe oben.

Das war bei dem Projekt der ausschlaggebende Punkt für OSM — nirgends
anders bekommt man die Gehsteige routingfähig.

Wenn jemand Lust hat, bei dem Projekt mitzuarbeiten (Mappen,
Programmieren oder (bezahlte natürlich!) Betreuung vor Ort), möge er
sich gerne bei mir melden!

> Martin

lg, Michael

-- 
Michael Maier, Student of Telematics @ Graz University of Technology
OpenStreetMap Graz                         http://osm.org/go/0Iz@paV
http://wiki.osm.org/Graz
http://wiki.osm.org/Graz/Stammtisch

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