[Talk-at] Gehsteige / Linienbündel / Micromapping (war: Gehsteige ....)

Boris Cornet borisC at osm-at.org
Mon Sep 5 10:22:16 UTC 2011


Guten Tag!

Gestern (So, 4. September 2011) schrieb Markus Straub:

> diese vielzahl an wegen macht einem modernen router nichts aus.

Gut, dann ist das geklärt.

Aber es bleibt dennoch ein paar signifikante Probleme:
- kann der Router ein highway=crossing erkennen, auch wenn es nur auf
  der Hauptfahrbahn gemappt ist und der Fußweg nicht damit verbunden
  ist? (rethorische Frage)
- oder andersrum: kann man vernünftigerweise erwarten, dass alle
  Mapper jede zum Routing erforderliche Verknüpfung auch einzeichnen,
  obwohl sie oft keinem erkennbaren Objekt in der Wirklichkeit
  entsprechen? Sind wir wirklich in der Lage, routergerecht zu denken?
- Informationsverlusts im visuellen Bereich: Details sind bei hohen
  zoom erkennbar, bei niedrigem überdecken sie sich im Schlimmsten
  Fall (dem ist nur mit extrem aufwändiger Logik im Renderer
  beizukommen, wenn überhaupt)
- Praktikabilität: ist es bei einer so hohen Komplexität dem einfachen
  User überhaupt noch möglich, Änderungen anzubringen, ohne nicht
  fürchten zu müssen, alles kaputt zu machen (und wie wirkt sich das
  auf potentielle Neueinsteiger aus?)
- Oder andersherum: Ist es sinnvoll, ein derart fragiles System
  anzustreben, bei dem ein Ungeübter mit ein paar Klicks gleich
  einen Schaden anrichtet, dessen Reparatur einen massiven Aufwand
  bedeutet?
- Macht es wirklich Sinn, zu einem Zeitpunkt, wo noch viele Orte mit
  plan.at-Genauigkeit (sprich +/- 50m oder schlimmer) gezeichnet sind,
  sich anderorts schon mit Zentimeter-Details zu befassen?

Ich gebe zu, es gibt auch treffliche Argumente für das Micromapping
(welches ich immer noch abwertend 'Malen nach Zahlen' nenne). Aber,
und das muss klar sein: in erster Linie ist OSM eine geografische
Datenbank, die für *ALLE* Zoom-Levels funktionieren muss. Die schönen
Möglichkeiten von Bing und GeoImage verführen uns dazu, nur noch im
Max-Zoom-Bereich (und sogar noch kleinräumiger) zu denken, und das
große Ganze zu übersehen.

Ich bin eigentlich der Meinung, dass man für diesen angestrebten
Detailgrad ein neues System benötigt. Es wird nach wie vor notwendig
sein, zu generalisieren. Das hilft den Routern, ermöglicht überhaupt
erst ein einfaches Rendering (JEDER sollte eine gute Karte rendern
können!!!) und erleichtert nicht zuletzt auch uns selbst die Arbeit.

Für den Max-Zoom-Bereich schlage ich ernsthaft vor, ein eigenes Layer
mit eigenen Zeichenregeln zu schaffen. Es wird uns nicht gelingen, die
Erfordernis der Skalierbarkeit mit dem gerechtfertigten (siehe
Blindenrouting) Wunsch nach 1:1 Abbildungsgenauigkeit zu vereinen.

Vorerst möchte ich aber zur Zurückhaltung aufrufen. Es kann nicht sein,
dass wir die allgemeine Verwendbarkeit der Karte aufs Spiel setzen.

---
Einwurf zu GPS-Genauigkeit: Ob Galileo tatsächlich kommt, steht noch
immer in den Sternen. Ausser ein paar (2?) Test-Satelliten gibt es noch
nichts, obwohl es laut ursprünglichem Zeitplan schon in Betrieb sein
sollte. Und 30cm Genauigkeit, das ist wohl die angestrebte
Maximalgenauigkeit unter Optimalbedingungen. Im urbanen Bereich wird
die mit Sicherheit nie erreicht. Auch mit Gallileo wird die Maschine
nie sagen können, Vorsicht JETZT kommt die Gehsteigkante, sondern nur,
Achtung, in diesem Bereich gibt es eine Gehsteigkante. Dieses Argument
für's Micromapping halte ich schlicht für vorgeschoben. Hier läuft der
Trend Richtung Formenerkennung via Kamera, alle einschlägigen
Forschungen gehen AFAIK diesen Weg.

-- 
Liebe Grüße,
   Boris





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