[Talk-at] Diskussionskultur auf talk-at

mephinet mephinet at gmx.net
Mon Jan 4 22:06:17 UTC 2021


Liebe OSM-Community,

mal die Meinung von einem, der hier normalerweise nur mitliest. Ich
beschreibe euch mal, wie ich zu talk-at kam und wie ich es wahrnehme:

Ich bin schon seit vielen Jahren ein Fan oder Openstreetmap, seit 9
Jahren contribute ich, die Zahl der Changesets ist niedrig dreistellig.
Dank eines Jobwechsels vor einigen Monaten komme ich möglicherweise in
die Gelegenheit, der Nutzung der Openstreetmap in der österreichischen
Medienlandschaft zu verstärken. Ob mir das gelingt, muß ich erst
beweisen! Zuerst ist die Frage für mich, ob ich es will.

Jedenfalls will ich mir im Oktober also ein Bild von der
österreichischen OSM-Community machen, so quasi bevor ich mich da für
etwas stark mache, wofür ich dann nicht stehen kann. Also subscribe ich
bei talk-at.

Was ich dort vorfinde, hat mich ziemlich enttäucht, so dass ich mir
selbst nicht erklären kann, warum ich noch nicht wieder unsubscribed
habe. Für mich ist die Signal-Noise-Ratio einer Mailing-List das
spannendste Kriterium. Und diese Ratio ist für mich einfach viel zu niedrig.

Für mich interessante Beiträge waren bis jetzt: Trafiken, Ärztenamen.

Ganz schön sinn- und ergebnislose Diskussionen waren für mich:
Bergrouten, Gartentürln, Moderationsthemen, Armchair-Mapper-Disses,
Dachfläche/Grundriss-Diskussionen, Anonymität, Basemap-Vergleiche. Also
jede Diskussion, die nicht entweder in einem Konsens, oder in einem
Daten-Output geendet ist.

Möglicherweise waren das alles voll wichtige Diskussionen - für mich
jedenfalls nicht. Nicht mal lesenwert. Und von den ca 250 Mails im Q4
waren die gscheid in der Überzahl. Ich spar's mir, die Quote auszurechnen...

Zwischendurch sah ich einen motivierten Newcomer (?) sein Projekt
posten, um binnen 2h gleich wieder wegwatschiert zu werden, weil das,
was er da gemacht hat, so schwer ja gar nicht sei.

Hätte Florian das Thema Diskussionskultur nicht vor einigen Tagen
aufgebracht - danke! - ich hab schon sehr mit mir gekämpft, ob ich es
nicht tun soll.

Ich war/bin in Wien in einigen SW-Dev-Meetups aktiv, von old-school bis
Hipster-Zeug, und was ich daraus mitgenommen habe, ist: Wenn man mühsame
Typen in einer Community akzeptiert, dann gehen irgendwann die normalen,
und es bleiben nur mehr mühsame übrig.
Wenn man die mühsamen verschont, nur weil sie viel beigetragen haben,
führt das dazu, dass es nie neue Gesichter gibt, die ebenfalls etwas
beitragen würden.

Für mich war es ein Lichtblick, rund um Weihnachten zu lesen, das Johann
sich zurückzieht. Ich hab für mich zu dem Zeitpunkt entschieden: falls
er nicht geht, werde ich mich unsubscriben. Weil sowas brauch ich nicht
in meiner privaten Inbox.

Ich sehe mich nicht wirklich als Teil der Community, stehe noch ganz am
Rand, darum steht es mir nicht zu, euch Ratschläge zu geben. Aber ich
bin  gespannt, wie es weiter geht. Alles Gute!

Mephinet



On 04.01.21 17:23, Florian Kratochwil wrote:
> Liebe alle,
>
> ich möchte meine Zustimmung zu vielen eurer Meldungen ausdrücken.
> Bezüglich der Diversität gab es denke ich ein Missverständnis. Ich
> wünsche mir überhaupt keinen
> "Einheitsbrei/Gleichschaltung/Durchschnitt". Vielmehr will ich noch
> etwas anderes dazu. Ich sehe ein großes ungenutztes Potenzial für OSM,
> weil hier ganze Bevölkerungsgruppen nicht vertreten sind, unter denen
> sicher auch ein paar gute OSMler wären. Ich will keine Quote oder ähnliches.
>
> Ich denke, dass niemand hier absichtlich neue Mitglieder abhalten
> möchte. Ganz im Gegenteil. Ich denke, dass sich viele freuen würden,
> wenn wir wachsen. Meine Einschätzung ist nur, dass wir unbewusst
> Interessierte durch die raue Sprache abschrecken. Die Haupt-Intention
> meiner ersten Nachricht (und dieser) ist die Verbesserung des
> Umgangstons hier, damit sich mehr trauen, mitzuschreiben. Die Einbindung
> von Johann ist hier gewissermaßen zweitrangig, wiewohl ich diese als
> signifikant für das Gelingen sehe.
>
> Zu Johann: Ich finde Frederiks Punkt sehr wichtig, dass Johann,
> (zumindest solange er noch im Forum gesperrt ist), eine Möglichkeit zur
> Kontaktaufnahme haben soll. Daher gehe ich von meinem Blockade-Wunsch ab
> und versuche, ein paar Hilfestellungen zu geben, wie wir mit Johann als
> Teil der Liste besser auskommen können.
>
> Hier die Ratschläge, abgeschrieben von [1]
> (diese Tipps sind hilfreich, unabhängig davon ob man Johann als Troll
> sieht oder nicht)
> (diese Reaktionen sind nur auf "Trollereien" passende Reaktionen. Auf
> gute, sachliche Meldungen ohne Untergriffe etc. ist das klarerweise
> nicht anzuwenden)
>
> *1. Ignorieren*
>
> *(2. Blockieren)*
>
> *3. Sich kurzfassen* - "Mit einem Troll zu argumentieren, ist wie ein
> Ringkampf mit einem Schwein", schreibt Huertas. "Beide werden dreckig,
> und dem Schwein macht es Spaß." Deshalb solle man, hält man tatsächlich
> eine Reaktion für notwendig, strikt darauf achten, sich in keine
> Diskussion hineinziehen zu lassen. Sondern nur einmalig antworten und
> die Replik so knapp wie möglich fassen: "Hallo, das habe ich nicht
> gemeint, aber danke für den Hinweis" oder "Das kann man sicherlich so
> sehen, danke" oder "Davon habe ich auch schon gehört, hier ist ein Link
> dazu ..." Überhaupt sei es ziemlich elegant, einfach mit einem passenden
> Link zu antworten. "Trolle lesen nicht wirklich Links, denn dies würde
> aufrichtige Neugier voraussetzen. Deshalb ist dies meist das Ende der
> Konversation."
>
> *(4. Generalantwort bereitstellen*)
>
> *5. Schüttle Dich kurz, und tue etwas Sinnvolles* - "Trolle sind
> deprimierend", schreibt Huertas. "Sie ziehen Leute herunter." Daher sei
> es extrem wichtig, sich nicht von Trollen lähmen und ablenken zu lassen.
> Huertas empfiehlt, sich eine automatische Reaktion zu überlegen - also
> etwas, das man macht, wenn man mit einem Troll konfrontiert wird. Statt
> sich mit diesem auseinanderzusetzen, solle man etwas Konstruktives tun,
> etwas Sinnvolles, etwas Befriedigendes: einen alten Kollegen anmailen,
> von dem man schon lange nichts mehr gehört hat oder einen Blog-Beitrag
> über ein interessantes Forschungsergebnis verfassen oder auch einfach
> nur einen netten Spaziergang unternehmen. "Bei all diesen Dingen ist
> unsere Zeit besser angelegt als bei Trollen."
>
>
> Liebe Grüße
> Florian
>
>
> [1]
> https://www.klimafakten.de/meldung/ratgeber-konstruktiv-auf-internet-trolle-reagieren
>
> Am 04.01.21 um 13:49 schrieb Stefan Tauner:
>> On Mon, 4 Jan 2021 12:22:09 +0100
>> Rudolf Mayer<rudolf.mayer at gmail.com>  wrote:
>>
>>> Wie Vorposter beschrieben haben, das hier ist einfach einmal eine
>>> Mailingliste für eine bestimmte, ortsgebundene, und daher in gewisser
>>> Weise homogene Usergruppe.
>>> Klar, es könnten ein paar weniger "deutsche" Namen vorkommen, klar, die
>>> Geschlechterdiversität ist nicht toll - aber ich glaube nicht, dass die
>>> Mitglieder hier aktiv darauf hingearbeitet haben, dass dieser Zustand
>>> eintritt.
>> Bis auf faschistische Gruppierungen arbeiten selten irgendwelche
>> Gruppen absichtlich und aktiv darauf hin, irgendwelche anderen Gruppen
>> auszuschließen. Das sollte nicht die Grenze sein, die für uns relevant
>> ist. :)
>>
>> Dass wir (speziell in Österreich aber ansich allgemein in OSM) eine
>> verhältnismäßig homogene Arbeitsgemeinschaft sind, hat natürlich massiv
>> Auswirkungen darauf, was wir eintragen, wie wir Tags definieren, und
>> wie wir miteinander umgehen. Der Unterschied im Detailgrad zwischen
>> Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen einerseits und sexuellen
>> Vergnügungseinrichtungen anderseits war früher ja ein Running Gag, um
>> das zu verdeutlichen. Zusätzlich geht uns dadurch aber auch massiv
>> *man*power verloren, was ja auch niemand will.
>>
>> Wenn unser Ziel ist, eine optimale Geodatenbank zu erstellen, die nicht
>> nur für westliche, weiße Männer optimal ist, dann ist das schon
>> grundsätzlich ein massives Problem, auch ohne dass man auch nur in die
>> Nähe von "krampfhaften" "Quotendenken" kommt. Es ist mMn deshalb
>> durchaus legitim darüber nachzudenken und zu diskutieren, wie man die
>> User-Basis breiter aufstellen kann und was so eine Verbreiterung
>> verhindert bzw. verbessert.
>>
>>
>> PS: Vom ursprünglichen Anknüpfungspunkt - die Diskussion in omsf-talk -
>> die ich mittlerweile überflogen habe, möchte ich mich aber ausdrücklich
>> distanzieren. Dort wurde eine Einzelperson an den Pranger gestellt und
>> ihre Aussagen sehr einseitig ausgelegt und zwar soweit, dass diese
>> Person als besonderes Beispiel in einem Memorandum aufgeführt wurde.
>> Das ist das Gegenteil von dem, was ich mir von einer fairen und
>> kooperativen Gemeinschaft erwarte. Dem will ich noch hinzufügen, dass
>> der konkrete Anlass durchaus kritikwürdig ist, aber aus anderen Gründen
>> als sie dann ausschlaggebend für die darauffolgende Diskussion waren.
>>
>
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