[Talk-at] Regionen mappen

Friedrich Volkmann bsd at volki.at
Fri Aug 7 14:25:53 UTC 2020


On 07.08.20 13:53, Florian Kratochwil wrote:
> Ich habe in den letzten Wochen ein paar Österreichische Regionen gemappt. 
> Ich finde nämlich, dass diese in der Gesellschaft bekannten Bezeichnungen 
> wichtig sind in OSM. Wenn eine Karte nicht "weiß", wo oder was das 
> Waldviertel ist, dann ist das peinlich.

Das Waldviertel war bereits einmal korrekt als place=region gemappt, aber 
irgendein Rumpelstilz hat es gelöscht.

> Einleitung: Es gibt verschiedene Regionstypen:
> Regionen können begrenzt sein durch Grenzen einer oder mehrerer Kategorien. 
> Politische, geografische, wirtschaftliche, klimatische, kulturelle, 
> landschaftliche, ...
> 
> a) "Viertel": zB Weinviertel, Waldviertel oder Mühlviertel: Die sind 
> landschaftlich unterscheidbar, durch ihre Geologie, ihre landwirtschaftliche 
> Nutzung, ihr Klima.

Nicht wirklich. Geologisch gehören z.B. die Neustadtler Platte und der 
Dunkelsteiner Wald zum Waldviertel. Ebenso hat das südliche Wiener Becken 
geolisch und botanisch mehr mit dem Marchfeld gemeinsam als mit dem 
Schneeberg. Die Viertel sind eher nur das, was der Name schon sagt: Man hat 
das Bundesland in ungefähr 4 gleiche Teile geteilt und die Grenzen 
hauptsächlich nach der Geometrie festgelegt.

Es wäre sogar nicht ganz abwegig, diese Viertel als boundary=administrative 
+ admin_level=5 zu taggen. "administrative" heißt ja nicht, dass es eine 
eigene Regierung gibt, sondern dass sie verwaltungstechnisch 
zusammengehören. Sportverbände, die ja doch so halb amtlich sind, richten 
z.B. einene Ligen und Meisterschaften für die Vierteln aus.

> Ich habe Fall a) als place=region und region:type=natural_area gemappt 
> (Anm.: OpenTopoMap rendert Regionen, sobald es ein region:type gibt). Mit 
> dem region:type-key bin ich nicht 100% zufrieden, wollte aber vorerst nichts 
> neues erfinden. Es gibt bei region:type bis auf mountain_area noch keine 
> Wiki-Empfehlungen.

Gebirge gehören als natural=mountain_range getaggt, nicht als region. Die 
einzige logische Alternative wäre geological=*.

region:type=* ist in der jetzigen Form ein Unsinn, und die Wikiseite hat ein 
gewisser "Geozeisig" erstellt, der schon bekannt dafür ist, alle möglichen 
abstrusen Tags nach eigener Lust und Laune und ohne jedwede Diskussion im 
Wiki zu Standards zu erklären.

Von der Nutzung von Keys, deren Bedeutung noch nicht mal definiert ist, rate 
ich grundsätzlich ab. landcover=* ist ein abschreckendes Beispiel.

Alle Keys, die mit :type bzw. _type enden, weisen schon mal darauf hin, dass 
der Erfinder entweder der englischen Sprache nicht mächtig genug war um sich 
einem sprechenderen Schlüsselnamen auszudenken (z.B. artwork:artform start 
artwork_type, fence:construction statt fence_type, castle:function statt 
castle_type, board:subject statt board_type, usw.) oder dass er sich keine 
Gedanken darum gemacht hat, um was für eine Art von Kategorisierung es sich 
überhaupt handelt.

> b) "Ebenen": zB Tullnerfeld, Eferdinger Becken, Marchfeld, Machland: Diese 
> Gebiete haben meistens einen Gebirgszug am Rand, aber nicht immer (zB das 
> Marchfeld ist durch die Donauauen im Süden begrenzt) und werden intensiv 
> landwirtschaftlich genutzt. Ich habe das getrennt in "Grenze ist rein 
> topografisch" (Fall b1) und "die Grenze setzt sich zusammen aus 
> topografischen und anderen Grenzen" (Fall b2).

Für Ebenen wär eher sowas wie natural=plain angemessen, analog zu 
natural=valley und mountain_range. Aber mir ist schon klar, dass du Ebenen 
unter Anführungszeichen gesetzt hast und die Beispiele nur Teile von Ebenen 
sind. place=region scheint mir für solche Fälle schon richtig, aber für eine 
Unterkategorisierung müsste man sich wie gesagt erst mal die Bedeutung des 
Schlüssels überlegen, bevor man sich über Tag-Werte Gedanken macht.

> Und jetzt habe ich entdeckt: natural=plain, zum Beispiel genutzt beim Wiener 
> Becken und natural=basin (einige Male genutzt in der Slowakei).

natural=basin kann verschiedenes bedeuten, genauso wie das deutsche Wort 
"Becken" verschiedenes bedeuten kann: In der Geomorphologie (und 
gemeinsprachlich) ist es eine Hohlform, in der Geologie hingegen ein Gebiet, 
wo Sediment abgelagert wird.

Dass der Node fürs Wiener Becken im Weinviertel liegt, kommt wahrscheinlich 
von der Nationalität des Mappers, der quasi von N oder NO ins Wiener Becken 
herüberschaut. Ich würde den Node südlich der Donau setzen. Geologisch 
gesehen ist es bei Fischamend am tiefsten.

> --> Was meint ihr: Ist Fall b1 eher natural=plain / natural=basin als 
> place=region? Ich finde: Wenn mountain_area ein place=region ist und kein 
> natural (so stehts im Wiki) dann ist auch ein Becken ein place_region.

Wenn man von einer falschen Prämisse ausgeht, ist natürlich auch die 
Schlussfolgerung falsch.

Wie man diese Fälle taggt, hängt dennoch davon ab, als was man sie sieht. 
Man darf Ebenen / Becken (geomorph.) / Becken (geolog.) nicht durcheinander 
bringen, und beim Marchfeld denke ich eher an die Landwirtschaft als an die 
Ebene.

natural=basin erfordert wegen der Mehrdeutigkeit ein Proposal.

> c) Gebiete, die aus wirtschaftlicher Betrachtung zusammengefasst werden, zB 
> das Fragnerland. Diese Regionsbezeichnung habe ich auf ein paar Schildern 
> (Wegweiser, Betriebe-in-der-Region-Tafeln) entdeckt und mich dann erkundigt, 
> was das ist. Das Fragnerland ist eine Bezeichnung von ein paar Gemeindem am 
> Rand des Wienerwalds, von denen aus früher Händler ("Fragner") nach Wien 
> gezogen sind. Der Begriff wird jetzt von einem Verein weitgeführt, der die 
> Zusammenarbeit dieser Gemeinden stärken soll.

Vom Fragnerland hab ich noch nie was gehört, obwohl ich nicht weit weg 
wohne. Solche Marketing-Wortschöpfungen von Tourismusorganisationen haben 
m.E. in OSM nichts verloren. Schneebergland, Wiener Alpen, Region 
Eisenstraße, blabla... OSM ist keine Werbeplattform.

Siehe auch 
http://wandertipp.at/andreasbaumgartner/2008/12/05/die-frage-der-regionen-niederosterreichs/ 
für weitere willkürliche, kurzlebige Einteilungen.

> d) Die Wachau: Die hat den Sonderfall, dass sie Unesco-geschützt ist und 
> dort explizit "Kulturlandschaft" heißt. Ich habe sie als place=region und 
> region:type=culutral_landscape getaggt.

Die Unesco schützt nichts, sondern sie führt eine Kulturerbeliste, die von 
der Politik zu wichtig genommen wird. Wer glaubt ernsthaft, dass Touristen 
ausgerechnet deshalb nach Wien kommen, weil es in dieser Liste vorkommt? 
Lächerlich.

Dennoch gibt es schon ein Tagging-Schema dafür: 
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Key:heritage#International_Heritage_Registration_Organisation

Wachau als place=region finde ich ok (obwohl natural=valley als Linie 
entlang der Donau ebenso richtig wäre), und diese heritage-Tags kann man ja 
zusätzlich drauf setzen.

-- 
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria



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