[Talk-at] Längere Zufahrtsstraßen auf dem Land - wie taggen?

Friedrich Volkmann bsd at volki.at
Wed Nov 26 22:21:22 UTC 2014


On 26.11.2014 20:03, Thomas Konrad wrote:
> Ich stoße da relativ häufig auf das Problem, dass ich Straßen nicht
> eindeutig einem Typ (unclassified, service/driveway, residential) zuordnen
> kann. Meist sind das längere Zufahrtsstraßen, die zu einem oder einer
> handvoll weiter auseinander liegenden Höfen oder Häusern führen und beim
> letzten Haus aufhören. Ein klassisches Beispiel dafür ist der hier (noch
> nicht gemappt, daher mal auf “Bearbeiten” gehen, um das Satellitenbild
> anzusehen): https://www.openstreetmap.org/#map=18/46.92256/15.87819

Ich würde das entweder als unclassified oder als track+grade1 mappen. Mehr
dazu siehe ganz unten.

> Laut http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway%3Dunclassified
> <http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway=unclassified> sind
> highway=unclassified-Wege nur solche, die Siedlungsziele erschließen, wobei
> die Definition für “Siedlungsziele” auf genannter Seite folgendermaßen
> lautet: [...]

Solche Angaben im Wiki muss man mit Vorsicht genießen, denn:
1.) Die Wiki-Seiten kann jeder umschreiben, oft wird ein Stuss
hineingeschrieben, und oft werden Einträge hin und her geändert.
2.) Die Referenz sind die englischen Seiten, die deutschen Seiten sollten
nur eine Übersetzung sein, evtl. mit zusätzlichen Erklärungen, aber nicht -
so wie in diesem Fall! - der englischen Originalseite widersprechen. Schau
dir mal jene an, die wirkt vernünftiger.
3.) Deutschland hat 10x so viele Einwohner wie Österreich, darum werden
deutsche Texte mehrheitlich von Deutschen verfasst. In DE ist aber vieles
anders als in AT. Z.B. ist laut anderen Wikiseiten und auch laut einigen
Forenbeiträgen das Befahren von Feldwegen mit Kfz in DE verboten (privat),
wenn es nicht extra durch eine Tafel gestattet wird. In AT ist es genau
umgekehrt, hier darf jeder überall fahren, wo nicht explizit ein
Fahrverbotsschild oder eine Absperrung ist.
4.) Die Leute, die am wenigsten herumkommen, haben die meiste Zeit, um ins
Wiki alles mögliche hineinzuschreiben. Die wissen dann halt nicht, dass
unclassified auch außerhalb einer Siedlung enden können, z.B. an einer
Straßenkreuzung oder an einem Parkplatz.

Im konkreten Fall spricht aber sogar die zitierte falsche Definition nicht
gegen highway=unclassified, denn die Straße endet an einem Gehöft, und ein
Gehöft ist eine Siedlung.

> "Siedlungsziele sind öffentlich zugängliche Ziele (z.B. Gebäude),
> die regelmäßig nicht nur von den ortsansässigen Hausbewohnern, sondern auch
> von ortsfremden Verkehrsteilnehmern aufgesucht werden und somit nicht land-
> und forstwirtschaftlichen Straßenverkehr (Siedlungsverkehr) verursachen.”
> Somit fällt unclassified theoretisch weg, weil da (nehmen wir das zumindest
> mal an) keine öffentlich zugänglichen Gebäude sind.

Unter "zugänglich" verstehe ich, dass man bis zum Gebäude hinkommt, nicht
unbedingt ins Gebäude hinein. Aber meine Wortklauberei ist sowieso egal,
weil der ganze Wikitext blödsinnig ist, s.o.

> highway=track und tracktype=grade1 fällt für mich irgendwie auch weg, weil
> der Weg nicht (oder zumindest nicht nur) landwirtschaftlich genutzt wird.
> Oft sind da auch Familienhäuser ohne Höfe.

Die Höfe sind aber meistens Landwirtschaften. Außerdem ist highway=track
nicht nur für landwirtschaftliche Wege gedacht, sondern auch für
Forststraßen, Straßen in Steinbrüchen, usw. Also zumindest alles, was
irgendwie mit Wirtschaftswegen zu tun hat. Das englische Wort "track" ist
ohnehin viel weiter gefasst, als wofür es in OSM üblicherweise verwendet wird.

> Unter highway=service
> (http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway%3Dservice
> <http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:highway=service>) verstehe ich
> eher kurze Zufahrtswege oder befahrbare Wege innerhalb von z.B. Parkflächen,
> Tankstellen, Einkaufszentren usw.

Me too. Es gibt zwar Mapper, die alle Straßen, die an einem Gehöft enden,
als highway=service taggen, aber ich finde das falsch, denn wenn so eine
Straße hunderte Meter lang ist, ist sie nicht mehr NUR Zufahrt zum Gehöft,
sondern auch zu den Flächen (Wiesen, Wälder...) beidseits der Straße. Ich
benutze solche Straßen sehr oft um zu meinen Zielen im Gelände zu kommen
(Höhlen usw.), stelle mein Auto halt irgendwo neben der Straße ab und gehe
zu Fuß in den Wald...

> highway=residential könnte irgendwie auch passen: "Dieses Tag wird für
> Straßen benutzt, die den Zugang zu Wohngebieten ermöglichen, aber nicht zu
> den klassifizierten oder highway=unclassified Straßen gehören.” Ich verstehe
> aber darunter eher innerörtliche Wohngebiete, nicht ein paar zerstreute
> Häuser auf dem Land.

In Österreich werden residential und unclassified nur noch über
Ortsgebiet/Freilandstraße voneinander unterschieden. Alle anderen
Unterscheidungen sind historisch.

Nun mein genereller Rat (oder zumindest handhabe ich das so):

Wenn eine Straße hauptsächlich als Wirtschaftsweg konzipiert ist (also
deswegen gebaut wurde und dafür hauptsächlich verwendet wird), dann
highway=track. Auf solchen Straßen stehen manchmal Fahrverbote, manchmal
auch nicht (weil schon immer öffentlich genutzt, oder weil eh selten ein
Fremder dort hinfahren will, oder weil aufs Fahrverbotsschild einfach
vergessen wurde).

Wenn eine Straße im Wesentlichen nur als Zufahrt zu einem einzelnen Objekt
genutzt wird, dann highway=service.

Wenn Fahrverbot und kein highway=service, dann track.

Alles Höherwertige ist dann highway=residential bzw. unclassified.

Es gibt auch Grenzfälle, z.B. öffentliche Straßen, die aber so schmal sind
(kaum über 2m), dass ich sie eher als track tagge, damit keine falsche
Vorstellung erweckt wird. Solche Straßen sind nicht nur Lkw-Fallen, sondern
sie können auch für Pkw unangenehm werden, wenn keine Ausweichmöglichkeit
besteht.

Auch ein schlechter Fahrbahnzustand (Naturstraße und/oder holprig) ist
tendenziell ein Abwertungsgrund.

Umgekehrt mache ich Wirtschaftswege zu unclassified, wenn sie gut ausgebaut
und für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind, wie z.B. manche als
"Güterweg ..." beschilderte Straßen.

Deine Beispiel-Straße ist wie gesagt ein Grenzfall. Sie sieht
verhältnismäßig gut ausgebaut aus, darum würde ich - sofern kein Fahrverbot
bekannt ist - zu unclassified tendieren. Schattenseite ist, dass der Bauer
vielleicht keine Freude hat, wenn am Ende der Straße fremde Autos parken.

-- 
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria




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