[Talk-at] Tagging von Stollen
Friedrich Volkmann
bsd at volki.at
Wed Jul 3 12:15:04 UTC 2013
On 03.07.2013 09:53, Norbert Wenzel wrote:
> On 03.07.2013 09:23, martin ringer wrote:
>> Wie sollen Bergwerksstollen oder Höhlen getaggt werden?
>>
>> highway=path
>> tunnel=yes
>> mit layer?
>
> Für Höhlen ist FKV der Spezialist, da gibt's auch ein Tag das sogar
> gerendert wird.
Das bin ich. :-) In OSM gibt es die Tags:
natural=cave_entrance ... Höhleneingang
man_made=adit ... Stolleneingang/Mundloch
man_made=mineshaft ... (Bergwerks-)Schacht
Damit werden die Eingänge getaggt. natural=cave, womit die Höhle selbst
getaggt wird, hat sich nicht durchgesetzt. Das hat den Nachteil, dass Tags,
die sich auf die Höhle selbst beziehen, redundant auf jeden einzelnen
Eingang gesetzt werden müssen, oder man macht eine Sammelrelation, die aber
noch keiner auswertet.
Zusätzlich zu man_made=adit oder mineshaft kann man historic=mine setzten,
wenn es ein altes oder nicht mehr in Betrieb befindliches Bergwerk ist. In
letzterem Fall setze ich vor allem auch disused=yes oder (wenn nicht mehr
benutzbar) abandoned=yes
Wenn ein Eingang verschüttet ist, kommt layer=-1 in Frage. Verschüttete
Mundlöcher sind oft noch als Gruben (sogenannte Mundlochpingen) erkennbar.
Solche Gruben kann man mit natural=sinkhole taggen (statt man_made=adit).
Wenn man die Katasternummer aus dem Höhlenkataster kennt: cave:ref=*
Für Bergwerke gibt es eine eigene Art von Kataster, mit anderen Nummern,
aber darüber weiß ich nichts Genaues. Ich weiß nur, dass ein Objekt in
beiden Katastern vorkommen kann. Am Eingang angeschrieben ist bestenfalls
die Katasternummer aus dem Höhlenkataster.
Sehr hilfreich fürs Rendering von Spezialkarten ist direction=*, auch wenn
ich zugeben muss, dass ich selber zu faul bin das zu setzen. direction=*
gibt die Richtung an, wenn man vom Eingang hinausschaut. Bei Bergwerken ist
weiters resource=* von Interesse.
Und jetzt zu den schwierigeren Dingen:
Eine Höhle ist definiert als ein natürliches Objekt. Künstliche Objekte
fasst man im wesentlichen unter dem Begriff Stollen zusammen. Es gibt aber
Ausnahmen, z.B. einen Erdstall nennt man normalerweise nicht Stollen, und
bei senkrechtem Verlauf sagt man Schacht statt Stollen. Schacht nennt man
aber auch die senkrecht verlaufenden Teile natürlicher Höhlen.
Ein Tunnel ist ein halbwegs geradlinig verlaufender Stollen mit einem
Eingang an jedem Ende. Ein Netzwerk von Stollen nennt auch man
Stollensystem. Ein Mundloch ist der Eingang in einen Bergwerksstollen.
Zu den Stollen gehören außer den Bergwerksstollen auch Luftschutzstollen,
Straßen- und Eisenbahntunnels, Wasserleitungsstollen, Wein-, Eis- und andere
Keller, Fluchtgänge, U-Bahn-Stollen und die Kanalisation. Manche Stollen
hatten im Verlauf der Geschichte schon verschiedene Funktionen, z.B. die
Seegrotte Hinterbrühl (Gipsabbau, Flugzeugfabrik, heute Bootsfahrten für
Touristen).
Ich kenne den Begriffsumfang des englischen Wortes "adit" nicht genau, nehme
aber an, dass dieser Begriffsumfang wesentlich geringer ist, vielleicht
sogar auf Bergwerke beschränkt.
Genauso problematisch ist die Einteilung in künstliche und natürliche
Objekte. Viele Stollen sehen höhlenartig aus (Feldwände, Sinterbildungen).
In manchen Fällen sind sich nicht mal die Exerten einig.
Die in OSM existierenden Tags reichen also bei weitem nicht aus um alle
diese Feinheiten und Unschärfen abzubilden. Ich setze daher auf fast alles,
was irgendwie höhlenartig ist, ein natural=cave_entrance und ggf. ein
name=Stollen/Erdstall/wasauchimmer. Das führt dazu, dass Dogmatiker
schimpfen wie die Rohrspätze, weil das ja keine Namen, sondern Objektklassen
seien. Aber wie so oft vergessen sie dabei auf die Anwender.
Es ist ja nicht so, dass die einmal gesetzten Tags endgültig sein müssen.
Wenn die Anwendungen reif dafür sind, kann man die Objekte immer noch umtaggen.
> Die Wege in Stollen würd ich eher nicht als highway=* taggen, da sie zwar
> natürlich auch irgendwie Wege sind, aber trotzdem nicht das sind, was ich
> mir unter einem Weg ("kann ich verwenden um von A nach B zu kommen") in
> highway=* vorstell.
Vielleicht deshalb, weil deine Ziele selten in Bergwerken liegen. Dazu muss
man aber sagen, dass diese Stollenverläufe in OSM nie so genau gemappt sein
können wie auf einem richtigen Höhlen- (bzw. Bergwerks-)plan. OSM würdest du
benutzen um zum Eingang hinzukommen, drinnen würdest du lieber auf den
Höhlenplan schauen. Von daher haben die Stollenverläufe nicht so eine große
praktische Bedeutung.
Interessant finde ich sie vor allem dort, wo sie sehr lang sind oder wo zwei
Eingänge miteinander in Verbindung stehen wie in folgenden Beispielen:
http://www.openstreetmap.org/browse/way/96412608
http://www.openstreetmap.org/browse/way/96412613
http://www.openstreetmap.org/browse/way/78139628
Mit 2 Eingängen tut man sich auch wesentlich einfacher, beim Mappen den
Verlauf zu schätzen. Sonst müsste man, da er am Luftbild natürlich nicht zu
sehen ist, vom Plan abzeichnen (was gegen die Richtlinien von OSM verstößt)
oder selber eine Innenvermessung durchführen.
--
Friedrich K. Volkmann http://www.volki.at/
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