[Talk-at] Lagegenauigkeit an Berghängen/Felswänden

Friedrich Volkmann bsd at volki.at
Mon Oct 17 20:18:24 UTC 2011


On 10/17/11 20:57, Robert Kaiser wrote:
> Auf unter 10m würde ich einem GPS nicht trauen, in Städten bzw. wenn der
> Horizont durch irgendwelche Hindernisse nicht direkt sichtbar ist, würde ich
> die Fehler höher einschätzen.

Im Normalfall. Ich hab aber auch schon erlebt, dass mein Garmin in Wien am 
Südtirolerplatz 3m Genauigkeit angezeigt hat. Und am Track war zu sehen, 
dass er wirklich so genau war. Dadurch wurde mir klar, wie falsch die 
Yahoo-Bilder waren. Bis dahin hatten viele von Yahoo abgezeichnet, ich auch. 
Ich hatte sogar fremde Objekte "korrigiert", d.h. nach Yahoo ausgerichtet. 
Jetzt haben wir das gleiche mit Geoimage. Alle zeichnen unkritisch von 
geoimage.at ab und nehmen es als Grundlage für hemmungslose Lagekorrekturen. 
Doch vielleicht sind da und dort die guten alten GPS-Tracks doch genauer, 
und die vermeintlichen Lagekorrekturen sind in Wahrheit Lageverfälschungen.

> Besonders trickreich sind übrigens Haus- oder Felswände, neben denen man
> sich befindet, da die Signale reflektieren können, was das Gerät aber nicht
> "weiß". Ich bin schon oft mitten in benachbarten Häusern georrtet worden,
> mit Fehlergrenzen laut Gerät, die weit kleiner waren als der tatsächliche
> Abstand zum "gemessenen" Punkt. Die Technologie kann nicht feststellen, ob
> ein "Spiegel" zwischen Gerät und Satelliten steht. (Das ist - siehe oben -
> dann wieder ein systematischer Fehler, kein statistischer.)

Ja, Hauswände sind im Grunde das gleiche wie Felswände. In einer 
Häuserschlucht ist der Empfang genauao schlecht wie in einer Felsschlucht. 
Vielleicht noch schlechter, wegen der Interferenzen ("Elektrosmog").

> Natürlich kann man auch weder bing noch geoimage voll trauen, man muss halt
> etwas menschliches Gespür walten lassen, um ein möglichst "korrektes"
> Ergebnis zui erreichen.

Das seh ich auch so.

> Und man muss sich auch fragen, wie genau eine Karte
> sein muss - für die überaus meisten Zwecke spielen 10m-20m auf oder ab
> überhaupt keine Rolle.

Für manche aber sehr wohl. Z.B. wird man dann schon falsch geroutet, weil 
das Navi glaubt, man ist in der nächsten Straße. Und am Berg machen die 20m 
den Unterschied, auf welcher Seite vom Grat man gehen muss. Auf der einen 
Seite kommt man sicher ans Ziel, auf der anderen stürzt man ab und der 
nächste Mapper darf ein neues historic=wayside_cross eintragen.

Wir müssen auch berücksichtigen, dass jeder Fehler Folgefehler nach sich 
ziehen kann, die eine Korrektur massiv erschweren. Z.B. wo Häuser und 
Straßen von Yahoo abgezeichnet und danach die Geschäfte, Hausnummern, 
Mistkübeln usw. ausgerichtet wurden, ist es äußerst mühsam das alles in der 
Lage zu korrigieren. Wenn ich eine Straße verschiebe, verschiebe ich Nodes 
der gekreuzten Straßen mit. Diese Straßen stimmen dann in der Form nicht 
mehr. So ist man schon gezwungen, einzelne Nodes zu verschieben. Also besser 
möglichst von Anfang an eine möglichst hohe Lagerichtigkeit erreichen.

 > In viele traditionelle Karten werden sogar noch
> größere "Lagefehler" eingezeichnet, um nebeneinander laufende Straßen,
> Bäche, Wege usw. so darzustellen, dass sie jemand, der die Karte verwendet,
> noch sehen und unterscheiden kann. Diese Änderungen gelten als
> Qualitätsmerkmal guter Karten und werden von vielen Kartenprofis bei unseren
> OSM-Darstellungen vermisst!

Das heißt übrigens Verdrängung und ist eine Aufgabe der Renderer. Die können 
das leider noch nicht, genausowenig wie sie generalisieren können oder 
Beschriftungen dorthin schreiben, wo Platz ist. Das liegt nicht etwa daran, 
dass diese Aufgaben unlösbar wären, sondern dass man dafür von Grund auf 
einen neuen Renderer schreiben müsste, und wer hat schon die Zeit für sowas.

> Und nachdem die geoimage-Orthofotos teilweise von den Bundesländern
> verwendet werden, um Grundstücks- und Gebäudeflächen für Steuerzwecke zu
> vermessen, kann man zumindest in besiedelten Gebieten davon ausgehen, dass
> man sich bemüht hat, die Entzerrung mit eher hoher Genauigkeit zu machen

"hat sich bemüht" heißt in einem Dienstzeugnis: bemüht, aber unfähig.
Ich glaube nur das, was ich sehe, und wenn der Skywalk doppelt ist, dann ist 
was falsch.

-- 
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria




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