[Talk-at] Vergleich der Render-Engines (etwas OffTopic)
Holger Schöner
numenor at ancalime.de
Wed Feb 17 11:46:26 UTC 2010
Hallo Memo,
> Für die Kartendarstellung gibt es verschiedene Render-Engines. Ich habe
> nirgens einen schönen Vergleich der Darstellungsunterschiede gefunden.
> Gibt es sowas irgendwo? Man will dann schlussendlich die neuen Karten
> auch nutzen, und eigentlich will ich nicht erst alle Karten runterladen
> müssen zum anschauen.
Da du nicht eine konkrete Anwendung nennst, für die du Karten erstellen
willst, antworte ich mal auch etwas allgemein:
Grundsätzlich würde ich neben den Rendering-Engines auch noch in die
Überlegungen einbeziehen, welche Beispiel-Stile es schon gibt. Meiner
Erfahrung nach ist die Entwicklung eines eigenen Rendering-Stils nämlich
deutlich zeitraubender als das Installieren und Kennenlernen eines
Renderers. Und von der Darstellung her dürften sich die einzelnen Renderer,
wenn vergleichbare Regeln verwendet werden (und die wichtigsten
Grundelemente unterstützen alle), kaum etwas nehmen. Vielleicht könnte man
sagen, dass Mapnik bei der Verarbeitung von Bitmaps (Hillshading, Reliefs,
thematischen Einfärbungen, ...) durch ausgereifte Compositing-Fähigkeiten
die Nase vorn hat.
Ich selber kenne mich hauptsächlich mit dem Workflow osmosis, osm2pgsql,
PostGIS, cascadenik, mapnik aus (d.h. Mapnik Renderer mit Stil-
Vorverarbeitung mit Cascadenik, und Daten-Vorverarbeitung mit den drei
anderen Programmen/DB). Oft lese ich, dass diese Kombination recht
kompliziert zu installieren sei, und deswegen oft zu Osmarender oder Kosmos
geraten wird. Ich hatte nach den Anleitungen im Wiki kein Problem (auf einem
Linux-System), zumindest nicht, solange ich kein ganzes Planet-File
verarbeite (sondern z.B. austria.osm). Aber das dürfte bei den anderen
Renderern eher noch ausgeprägter sein.
Im Allgemeinen dürfte der Mapnik-Workflow für großräumigere Karten die
einzige Alternative sein (Kosmos kenne ich da allerdings nicht ausreichend,
vielleicht kann mich da jemand korrigieren), zumindest wenn man bei
Osmarender das nachträgliche Konvertieren von SVG zu Bitmap mittels Inkscape
mit einrechnet.
Die Standard-Stil-Sprachen habe ich sowohl bei Osmarender als auch bei
Mapnik als relativ "verbose", d.h. unübersichtlich kennen gelernt.
Allerdings wurde die Stil-Entwicklung für Mapnik mit Cascadenik deutlich
vereinfacht (geht aber nur, wenn man nicht von einer Standard-Mapnik-Vorlage
starten will).
Wie gesagt, die grundlegenden Rendering-Fähigkeiten dürften bei allen
Renderern ähnlich sein (Linien, Flächen, Texte, ...), Abweichungen im Detail
gibt es aber einige (die durchaus entscheidend sein können). Da das bei den
einzelnen Renderern ziemlich in die Tiefe geht, kann ich da jetzt eigentlich
nur noch für Mapnik sprechen, deswegen hier eine subjektive
Zusammenstellung:
* Mapnik hat grundlegende Fähigkeiten, Kollisionen von Texten zu vermeiden
(verschieben oder ausblenden), aber auch die sind noch deutlich
verbesserungsfähig
* Soweit ich weiß, kann (noch; für Mapnik gibt es ein Ticket in Bearbeitung)
kein Renderer Linien seitlich verschieben (um z.B. mehrere farbige Routen
nebeneinander darzustellen).
* Nachbearbeiten beim Rendern in SVG ist vermutlich mit Osmarender am
einfachsten. Mit Mapnik ist jedenfalls Text in einzelne Buchstaben zerlegt
und nur mühsam gemeinsam selektier- und verschiebbar.
* Abrunden von eckigen Kurvenverläufen kann meines Wissens nach zur Zeit nur
Osmarender (mit Postprocessing)
* In Mapnik wird ein Stil für alle Maßstäbe verwendet (potenziell, Regeln
werden angewendet, wenn der aktuelle Maßstab in ihrem Intervall liegt; wenn
man will, kann man natürlich auch pro Maßstab einen separaten Stil
entwickeln). In Osmarender gibt es einen Stil pro Maßstab (und damit muss
man Änderungen potenziell in vielen Datein nachziehen).
Wahrscheinlich gibt es noch zig weitere kleine Unterscheidungs-Merkmale,
aber das ist erst mal, was mir spontan einfällt ... Und jetzt bin ich auf
die Argumente der Verfechter anderer Renderer gespannt ;-)
Viele Grüße,
--
Holger Schoener numenor at ancalime.de
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