[Talk-at] Gefahr durch Internet-Bergrouten
Friedrich Volkmann
bsd at volki.at
Wed Dec 9 22:53:04 UTC 2020
On 09.12.20 21:40, Robert Grübler wrote:
> Die Entscheidung der DWG halte ich für richtig, als T6 Wanderweg mappen und im note vermerken "das ist eine Kletterroute" das geht nicht.
Wie ich schon tausendmal geschrieben habe, gibt es zwischen Wandern und
Klettern keine klare Trennlinie.
> Zumal aus der Versionsgeschichte hervorgeht, dass es dort schon mehrmals zu gefährlichen Situationen kam.
Dann muss man dort ansetzen, wo der Fehler passiert: In den Apps, vor Ort
(Warntafeln) und ggf. auch in den Schulen (die Kinder müssen lernen, was
fürs Leben wichtig ist, und da gehört heute auch dazu, Navis richtig
anzuwenden und nicht alles zu glauben, was einem angezeigt wird; überhaupt
sollte jungen Menschen wieder beigebracht werden, das eigene Hirn zu verwenden).
> Das „sport=climbing“ in der Luft hängt ist unschön, sollte sich aber mit einem passenden natural=* einfach beheben lassen.
Es gibt kein passendes lineares natural. Eine Wander- oder Kletterroute ist
was Menschengemachtes und ich kenne keine, die vom Einstieg bis zum Ausstieg
genau einer Gratkante folgt.
> Auch climbing=route am Weg bietet sich an (https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Climbing#Climbing_Routes )
>
> Das Problem gibt es nicht nur in Kanada. Zwei Beispiele:
>
> 1.) Weg zum Tuxeck
> https://www.openstreetmap.org/way/125672765
> Ein 7m hoher, senkrechter Kamin im UIAA Grad 3 ist doch kein T6 Wanderweg. Oder?
>
> 2.) Wiederroute auf die Watzmann-Mittelspitze
> https://www.openstreetmap.org/relation/1959910
> Die Relation ist eine Kletterroute (diesen Relationstyp finde ich im Wiki nicht) mit UIAA-Grad 3, der darunterliegende Weg ist ein T6 path!
Natürlich ist dritter Grad kein Wanderweg, aber die Grenze fix zwischen 2
und 3 anzusetzen finde ich zu unelastisch, nicht nur weil die
Schwierigkeitsangaben subjektiv sind (z.B. für den unteren Herminensteig am
Schneeberg gibt es in der Literatur Schwierigkeitsangaben von 1+ bis 2+),
sondern auch auch andere Faktoren mit reinspielen:
1.) Die Region: Auf dem Matterhorn ist der Normalweg ein 3+, aber eben der
einfachste Anstieg, über den sich jährlich Tausende wälzen und auf dem
Fixseile hängen. In einer Tiefebene hingegen wird man sogar einen 1er als
Kletterei empfinden. Es ist genauso bei Höhlen (in Ungarn zählen sie ab 3m
als katasterwürdig, in Österreich ab 5m), Straßen (eine zweispurige Straße
in der Wüste hat einen anderen Stellenwert als in einer Millionenstadt) usw.
2.) Markierung: Eine markierte Route (z.B. Preintalersteig auf der Rax) ist
was anderes als ein nur in der Literatur beschriebener Anstieg, von dem vor
Ort nichts zu sehen ist. Die Markierungen und Einstiegskennzeichnungen sind
sogar dann, wenn man diese Route nicht geht, für die Orientierung in der
Umgebung hilfreich.
3.) Bekanntheit, beliebtes Ausflugsziel: Tausende Ungarn, Tschechen,
Slowaken kommen jedes Jahr um den Haidsteig zu begehen. Es wäre unpraktisch,
wenn sie ihn in der Karte nicht finden würden.
4.) Dichte: Wenn man zig Routen in einem Klettergarten alle als path mappt
und die Zugangswege ebenfalls path sind, kennt sich keiner mehr aus.
> Ich finde, die DWG sollte die Einzelentscheidung generalisieren.
Ich finde, das geht sie gar nichts an. Das ist Sache der lokalen Mapper, und
für eine Vereinheitlichung kann man im Wiki diskutieren und Proposals schreiben.
> Für mich liegt die Begründung in der Definition von „path“( https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:highway%3Dpath ):
> „ highway=path is a generic path, either multi-use or unspecified usage, open to all non-motorized vehicles …”
Demnach dürften wir so ziemlich gar keine Wege als path mappen, denn
Fahrzeuge sind auf fast allen Pfaden in Österreich verboten.
Diese Definition stammt wahrscheinlich noch aus der Urzeit, als highway=path
mit access-Tags als generisches Äquivalent zu
highway=footway/cycleway/bridleway etc. aufgefasst wurde.
--
Friedrich K. Volkmann http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria
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