[Talk-at] Gefahr durch Internet-Bergrouten

Marcus MERIGHI mcmer-openstreetmap at tor.at
Thu Aug 27 17:37:04 UTC 2020


Hallo geoppete!

Danke fuer's weitergeben der Infos!

geoppete at gmail.com (PPete), 2020.08.27 (Thu) 12:36 (CEST):
> Gestern gab es in ORF-Bundesland heute OÖ einen Bericht (mit jenem Titel)
> über einige kürzlich stattgefundene Bergrettungseinsätze, die teilweise mit
> falsch eingetragenen Pfaden in der OSM oder der Verwendung von ungeeigneten
> Karten zum Bergwandern zu tun haben. Zu einem der Fälle gabs kürzlich auch
> einen Bericht in den OÖN. Siehe:
> 
> https://ooe.orf.at/stories/3064030/
> https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/abkuerzung-per-routenapp-aufwendige-rettungsaktion-im-toten-gebirge;art4,3286408
> 
> Beim Fall am Mittagkogel geht's vermutlich um die Strecke vom Rinnerkogel
> (2012 m) zum Mittagkogel (1823 m) und in weiterer Folge über die Grünbergalm
> runter zum Offensee:
> https://www.openstreetmap.org/#map=15/47.7238/13.8372
> 
> Ich muss sagen, ich kenne den Weg und Gegebenheiten vorort nicht, aber es
> hört sich für mich an dass sich der Mapper damals Gedanken darüber gemacht
> hat und Schwierigkeit und Sichtbarkeit so bewertet, dass er als schlecht
> sichtbarer, sehr schwieriger alpiner Steig eingetragen ist.
> Der Pfad hat "sac_scale=demanding_alpine_hiking" und
> "trail_visibility=horrible"

Ich kenn die Gegend sehr gut; wenn man da im Abstieg vom Normalweg am
Rinnerkogel abbiegt, ist man sofort weg von jeder Markierung und
anfaenglich auch von Steigspuren. Man muss einige Durchschlupfe finden
und die Steinmandln (Tauben) sind fuer den Aufstieg aufgestellt, nicht
fuer den Abstieg - und dementsprechend schwierig zu finden. 
Dass die Gruppe bis zum Blockfeld unterhalb des Mittagkogels kam (von wo
die dramatischen Aufnahmen stammen), scheint mir also schon eine reife
Leistung und spricht fuer einiges alpines Gespuehr der Gruppe. 

Dieses Blockfeld besteht zum Teil aus hausgrossen Bloecken und verlangt,
wenn man es nicht optimal erwischt, mehr bergsteigerische als
wanderische Faehigkeiten. Es kann aber umgangen werden.

Will sagen: die haben nach 100 Metern gewusst, dass das jetzt kein
markierter Wanderweg ist und damit auch, dass etwas mit der Karte nicht
stimmt. (Auf welcher dieser Steig ja gleich aussah wie der markierte
Weg.)

Die eigentliche Steilstufe hatten sie da noch vor sich. Diese ist an
Hoehenschichtlinien gut zu erkennen. Es gibt dafuer drei einfache
Loesungen. Wenn man keine davon erwischt, wird's unangenehm (ich
berichte jetzt von meiner ersten Begehung :-). 

Uebrigens sind die Steige, von unten (Offensee) bis oberhalb des
Blockfeldes beim Mittagkogel, auch in der OeAV Karte Totes Gebirge West,
als nicht markierte Steige eingezeichnet. Auch in der OeK50 des BEV sind
sie drinnen. In diesen Karten fehlt nur der Teil vom Blockfeld bis zum
Rinnerkogel, welchen die Gruppe ja bereits geschafft hatte.

> Nun das große Problem aus meiner Sicht: Es gibt nur sehr wenige Karte die
> diese OSM-Skalen auch darstellen und man schon bei der Planung oder später
> unterwegs sieht, was für ein Pfad einem in etwa erwartet. Wenn ihr euch den
> obigen Openstreetmap-Link anschaut sehen darauf alle Pfade gleich aus, ein
> rot gepunktete Linie. Also ein kaum sichtbarer hochalpiner Steig genauso wie
> ein einfaches, bestens markiertes Wanderwegerl durch flachen Wald.

Ich bin mir nicht sicher, ob eine detailliertere Darstellung (Rendering)
die Menschen wirklich abhalten wuerde. Vielleicht einige. Sicher nicht
alle. 

> Vorbildlich wird dies soweit mir bekannt nur z.b. auf OpenAndroMaps-Karten
> dargestellt (die ich selber schon lange als Standarkarte am Handy verwende)
> wo Pfade nach Farben (=Schwierigkeit) und Strichlängen (=Sichtbarkeit) zu
> unterschieden sind. Der angesprochene Weg ist darin schwarz (sehr schwer)
> und punktiert (sehr schlechte sichtbarkeit) dargestellt.

Die Wanderreitkarte unterscheidet auch. 
 
> Letztendlich bleibt die Eigenverantwortlichkeit das man sich vor so einer
> alpinen Tour über geeignetes Kartenmaterial informiert. Und zweitens muss
> man sich ev. als Kartenanbieter auch fragen ob ich wirklich jedes hochalpine
> Steiglein aus den OSM-Daten in meine Karte einzeichne, wenn diese darin
> nicht von gewöhnlichen, gefahrlosen Wanderwegerl unterscheidbar sind.
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beim Uebernehmen der Daten eine
Auswahl treffen...?

> Dann wird vom Bergrettungsmann im ORF-Bericht noch ein Steig nördlich des
> Krippensteins erwähnt bzw. am PC gezeigt, der angeblich gar nicht vorhanden
> ist und auch schon zu Einsätzen geführt hat. Was damit machen? Ihn löschen
> und der Bergrettung über die Löschung Bescheid geben? Oder vorher mit ihr
> Kontakt aufnehmen und fragen welche Abschnitte genau zu löschen sind? Er hat
> gesagt er hätte zum "Kartenanbieter" Kontakt aufgenommen, aber scheinbar
> ohne "Erfolg", der Pfad dürfte immer noch vorhanden sein.

Ich finde den in der OSM gar nicht!

Wir hatten hier schonmal eine Diskussion, was in Sachen weglose Anstiege
zu bedenken ist:

http://osm-talk-at.1116557.n5.nabble.com/Talk-at-Weglose-Anstiege-auf-Berge-eintragen-td2497.html

Pfirt'Eich, Marcus



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