[Talk-at] zweisprachige Ortsnamen/Tafeln

kevin_mair at tutanota.com kevin_mair at tutanota.com
Sat Nov 17 00:06:27 UTC 2018



Servas zusammen.
Ich hab die Diskussion hier über die zentralen  talk-at Archive auf lists.openstreetmap.org gesehen und erlaub mir mal mich einzuklinken. Ich werde etwas ausführlicher aus geolinguistischer Sicht schreiben denn in dieser Debatte scheint mir zu viel gemutmaßt zu werden. Insbesondere wenn man sowas wie

Am 16.11.2018 19:33, schrieb Kevin Kofler:
> Besonders bei Sopron würde ich "Ödenburg" eher nur als old_name bzw. 
> old_name:de einstufen. Maximal noch als name:de, aber es sagen doch auch 
> alle hier in Österreich, sie fahren nach "Sopron" einkaufen, nicht nach 
> "Ödenburg".

liest.

Nach dieser Argumentation könnten wir auch die ganzen nichtdeutschen Exonyme im Burgenland weglassen. Felsőőr, sagt doch keiner...
Das Thema ethnische Minderheiten ist natürlich ein heikles und die Anerkennung und Schutzgebung dieser wird überall anders gehandhabt.  Meiner Meinung nach die beste Vorgehensweise im konkreten Fall der Ortsbeschriftung: zum einen auf die Ground-Truth Regel setzen und sich ansehen welche Gemeinden zweisprachige Ortstafeln haben und zum anderen den Status der Minderheit im Land zu beachten.
Es gibt zum Beispiel auch in Frankreich (Bretagne, Baskenland) zweisprache Ortsschilder, doch die haben keinen offiziellen Status und gehen oft nur auf kommunale oder private Initiativen zurück. Einzige "langue de la république" ist Französisch, da werden keine Ausnahmen gemacht (eventuell Korsisch ausgenommen, aber auch nur auf regionaler Ebene). So verwerflich man die Sprachpolitik Frankreichs halten mag, es macht  wenig Sinn jetzt etwa auf Openstreetmap das Baskenland auch baskisch zu benamen wenn die Sprache offiziell nicht anerkannt wird. 

Das schaut in Österreich schon anders aus. Ausgehend vom Vertrag von St. Germain, später dann vom Volksgruppengesetz geregelt, ist Österreich (de jure zumindest, de facto schaut es anders aus) zum Schutz der anerkannten Minderheiten (Slowenen/Windische, Kroaten, Ungarn) verpflichtet, u.a. mit muttersprachlichen Unterricht und Anerkennung zur Amtssprache in bestimmten Gebieten.

Um zurück zu kommen: Ich sehe das auch ja etwas kritisch, denn der verlängerte Ortsname wird über andere Inhalte drübergerendert, aber wahrscheinlich wäre es am besten die nichtdeutschen Toponyme so zu belassen. Die Sprachen werden als Amtssprache anerkannt und dort wo mahrsprachige Ortstafeln aufgstellt sind, sprechen auch 25% (zumindest war das beim Zensusjahr 2001 der Fall) der Bevölkerung tatsächlich diese Sprache (siehe: http://www.hrvatskicentar.at/forum2/_disc/00000096.htm <http://www.hrvatskicentar.at/forum2/_disc/00000096.htm>). 

Und ja, natürlich müsste nach dieser Argumentation auch in Polen etwa (oder in Dänemark Nordschleswig) die Woiwodschaft Oppeln zusätzlich auf Deutsch benamt werden, Deutsch wird dort noch "relativ" rege gesprochen, ist als Hilfssprache (also quasi als Verwaltungssprache) anerkannt, es gibt deutsche Ortstaferln und man hat auch das Recht auf Deutschunterricht in den Schulen. 
Aber wir können uns jetzt nicht bei den Dänen und Polen einmischen, das müssen die entscheiden.
Das Gleiche gilt für den angesprochene Fall Ödenburg- Sopron. Dort gäbe es deutsche Ortstafeln, aber dafür ist die deutsschprachige  Bevölkerung dort meines Wissens stark zurückgegangen und eher gering. Deutsche sind in Ungarn zwar als Minderheit anerkannt, aber Verwaltungssprache ist eine Minderheitensprache erst in Gebieten, ich glaub wo 20% der Bevölkerung diese spricht.
Wie auch immer, auch hier müssten die Ungarn selber entscheiden ob sie auf OSM das deutsche Exonym anheften wollen oder nicht. Aber die Ungarndeutschen sagen immer noch Ödenburg (http://www.ldu.hu/page/68 <http://www.ldu.hu/page/68>), da wär old_name:de etwasunangebracht, egal was ein dort einkaufender Ösi dazu sagt.

Beste Grüße Kevin Mair
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